„Der Kackhaufen des Monats geht an… DSA 5!“

Kackhaufen
zzbtSchau mal, ich habe ein Easteregg gefunden. Schau dir mal dieses Video (gefunden bei DorpTV, Amn. d. Red.) an, ab Minute 9. Hör mal zu, was der über die Hintergrundbücher zu DSA sagt. Der meint doch glatt, dass Leute die zur Unterhaltung kaufen und einfach mal so lesen, gar nicht um damit zu spielen. Der ist echt geil drauf, coole Idee.btzz Ich glaube, der meint das ernst. zzbtWAS?! Du meinst, da kaufen wirklich Leute Regelwerke nur um sie als Roman zu lesen?!btzz Ja, ich denke schon. zzbtDas ist ja total irre!btzz

zzbtIch dachte wirklich, dass er uns auf den Arm nehmen will! Dann ist das kein Osterei sondern ein handfester und lauwarmer Kackhaufen! Warum liest man ein Regelwerk denn als Roman? Ein Regelwerk soll Infos vermitteln, es soll als Nachschlagewerk dienen. Dafür muss es strukturiert sein und nicht ein Haufen Prosakacke als Fließtext! Wie kann man sich den als Autor oder Verleger dermaßen kastrierten, dass man ein Lexikon als Roman schreibt? Aber gut, der typische DSAler handwedelt ja eh jede Regel über Bord, da muss natürlich auch niemand was nachschlagen.btzz

ZzbtJetzt macht diese ganze Metaplotscheiße bei DSA auch viel mehr Sinn. Da hat sich irgendwann mal jemand – selbst Ihr Leser solltet ahnen wen ich meine – überlegt, dass er ja dieses coole Rollenspiel hat und es noch viel abgefahrener wäre, wenn er damit den epischsten und dramatischsten Roman veröffentlicht, denn die Welt – die deutsche Welt – je gesehen hat! Wahnsinn. Man nimmt einen zu kleinen Kontinent und erzählt nicht nur eine Geschichte, sondern bastelt in die Regelwerke eine komplette Fortentwicklung des gesamten Kontinents hinein. Und schon ist man der heimlichste und größte Romanautor überhaupt. Keiner zollt seinen Respekt dafür, dass man ’ne gar nicht mal so tolle Geschichte schreibt, aber dafür kriegt man jede Menge Haue für die beschissenen Bücher. Was für ein Plan!btzz

ZzbtWie groß wohl der Anteil der DSA-Spieler ist, die eigentlich nur ihre Regelromane lesen wollen? Denn die Massen an Büchern, die zu DSA erscheinen, kann doch eh kein Mensch alle spielen. Der Rest der Spieler kann dann versuchen mit dem Mist Rollenspiel zu spielen. Haha, schön blöd! Aber das erklärt so manches…btzz Na hoffentlich kommst du jetzt nicht auf die Idee die langen Fließtexte von Pfadfinder zu interpretieren. ZzbtWas? Da auch? Ich bin einer ganz großen Enthüllung auf der Spur!btzz

Das Kackhaufen-Bild kommt ursprünglich von Lauren Macdonald und steht unter cc-by-nc-sa.

28 Responses

  1. Du solltest deine Möwe mal fragen, wie alt sie ist und wie lange sie schon Rollenspiel in der gleichen Welt im gleichen System am Stück gemacht hat.
    Sicher lesen Leute Quellenbände (und sogar Regelbücher!) einfach so, zur Unterhaltung und um sich mit anderen drüber unterhalten zu können. Vor allem, wenn die Spielzeit knapp ist.
    Das ist allerdings, mal über den Tellerrand geschaut, im Nerdtum das normalste von der Welt. Es gibt Leute, die lesen Bücher über GEorge Lucas, die Mode oder Technik von Star Wars anstatt sich einfach nur, wie es sich gehört, jede Woche Star Wars IV bis VI anzuschauen. Manche Leute verkleiden sich als Captain Kirk, andere tun schaulaufen in Anime-Kostümen. Es gibt private Blogs mit Diskussionen über die neuesten News (und Gerüchte) von [hier beliebigen Nerd-Bereich] einfügen. Mann, Leute schreiben seitenweise in MMORPG-Foren, anstatt das MMO zu spielen!
    Sich auch außerhalb des „eigentlichen Kerngedankens“ mit einer Sache (z.B. einen Film ANSEHEN, ein Rollenspiel SPIELEN, einen Comic LESEN) zu beschäftigen, gehört zum Nerdsein dazu.

    Schwierig wird es, wenn die Grenze zwischen Nerd-Beschäftigung und Kerngeschäft einer Sache verschwinden – etwa, wenn eine Regionalspielhilfe bei DSA mehr Leseunterhaltung als Spielhilfe bietet. Dagegen wurde allerdings irgendwo anders schon explizit gegenangekündigt, wimre – die neuen RSHs sollen dünner, kompakter, mehr auf den Punkt gebracht werden.

    Ohne dir Erziehungstipps geben zu wollen: *meine* Möwe (wenn ich eine hätte) müsste nach so einem Post bis nächste Woche hundertmal schreiben „Ich soll mich nicht vom Wunsch nach DSA-Bashing zu undurchdachten Gedanken hinreißen lassen und diese dann auch noch als große Erkenntnis in die Welt posaunen, denn manchmal sind die Dinge gar nicht so schlimm oder außergewöhnlich, wie ich sie vielleicht gerne sehen würde.“

    Du bist da ja mit der Erkenntnis, dass auch andere Systeme lange Fließtexte haben, offensichtlich schon wesentlich weiter als dein Mitbewohner… 😉

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  2. Willkommen in der wirklichen Welt des Geldverdienens.

    Ich hatte in meinem Laden rollenspielfremde Brettspieler, die in den 90ern die Laurin-Cthulhu-Abenteuer als Lovecraft-Geschichten gekauft und gelesen haben!

    Eigentlich ist es mir ziemlich egal, ob Leute die Bücher zum Lesen, Spielen oder Ausschlachten kaufen. Ich selbst kaufe auch Regeln und Module, von denen ich schon vorher weiß, dass ich sie nie und nimmer „as written“ verwenden werde.

    Womit ich allerdings große Probleme habe, ist, wenn die Produktionssweise der Abenteuer sich auf die Nur-Leser als Kunden einschießt und eine spannende Lesbarkeit über die Ergonomie von am Spieltisch zu nutzendem Abenteuermaterial stellt:
    ● Wenn Dungeon-Pläne in erster Linie schön und bunt sind, statt übersichtlich, s/w und kopierbar.
    ● Wenn Schauplätze nur in Stimmungstexten beschrieben werden statt Kartenmaterial mitzuliefern.
    ● Wenn wichtige Abenteurinformationen wild im Stimmungstext im Nebensatz auftauchen, statt gebündelt.

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  3. Hallo Möwe – normalerweise spreche ich nicht mit Tieren, aber bei dir mache ich mal eine Ausnahme. Im Prinzip geht das, was ich sagen wollte, ja auch in die Richtung (nachzulesen in meinem zweiten Absatz). Nur finde ich, dass dein Beitrag zu sehr nach plattem (DSA-)Bashing klingt, als dass er das eigentlich sehr relevante Thema (Informationsgehalt und -aufbereitung mit dem Zweck der Spielbarkeit) ausreichend treffen würde. Das beginnt mit dem Begriff des „Romans“, denn eine DSA-Regionalspielhilfe liest man nicht als „Roman“, sondern eher als Reiseführer. Dann jetzt hier wieder das durcheinanderwerfen von Regeionalbänden, Abenteuern und Regelbüchern – das sind drei ganz verschiedene Rollenspielbücher mit ganz unterschiedlichen Inhalten, die man sowohl spieltechnisch wie auch von der rein konsumorientierten Seite her ganz anders benutzen bzw. lesen würde. Kein Mensch liest ein Regelbuch als „Roman“.
    Darauf wollte ich mit meinem allgemeinerem Blick auf die Nerdszene hinaus. Ich kenne durchaus aus eigener Erfahrung das Phänomen, dass man mehr Bücher liest, als sie zum Spielen zu benutzen. Nur: wenn man das von vornherein verteufelt, ohne sich das mal expliziter anzuschauen, wird man der Sache einfach nicht gerecht. Wenn ich in meiner gruppenlosen Zeit ein Regelbuch gewälzt habe, dann habe ich damit im Geiste Charaktere erschaffen und Kämpfe ausgewürfelt. Habe ich einen Regionalband gelesen, habe ich mir mögliche Szenarien und Weiterentwicklungen lokaler Angelegenheiten überlegt und habe vorgestellte Charaktere darin herumreisen lassen. Und ich hab mich in Foren mit anderen drüber ausgetauscht – aber nicht wie über Romankapitel, sondern wie über Spielinhalte.
    Worauf ich hinauswill: auch „passiver Konsum“ von Rollenspielbüchern kann eine Art zu sein, das Hobby zu betreiben, ohne dass daraus ein „Romanlesen“ wird. Die Forderung, dass Rollenspielbücher nicht wie Romane geschrieben werden dürfen, kratzt nur an der Oberfläche des eigentlichen Problems, nämlich des generellen Informationsgehalts und der Informationspräsentation in Rollenspielprodukten.

    Aber wenn du hin und wieder mal in Bashing-Laune bist (und kein Prof. Dr. Edelsen in der Nähe), würde ich tatsächlich lieber „kritische Abrechnungen“ mit anderen Systemen als DSA sehen. Weil DSA bashen kann nun wirklich jeder, das ist nicht gerade anspruchsvoll und wurde schon bis zum Erbrechen betrieben. Vernünftige (heißt: inhaltsreiche und auch auf einem gewissen Niveau unterhaltsame) Bashings von PF, Fate, DS oder Shadowrun dagegen kenne ich kaum.
    Vielleicht schick ich dir dann auch mal einen Sack Sonnenblumenkerne vorbei.

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  4. Mach das, ich bin gespannt 🙂

    Ich glaube aber eher, dass die meisten Rollenspiele (und da schließe ich DSA mit ein) schon lange eingegangen wären, wenn die Leute nur das kaufen würden, was sie tatsächlich spielen oder zum Spielen brauchen… bzw. dass sie nur noch von einer Handvoll Enthusiasten als Hobbyprojekt betrieben werden würden und nicht mehr von Verlagen. Ich glaube, viele Systeme leben von Dauerkäufern und Sammlern, die wahrscheinlich nur 1/10 von dem, was sie daheim im Regal stehen haben, mehr als W3 mal gespielt haben.

    Denn das Problem ist doch, dass sich das P&P-Hobby insgesamt nicht wirklich weiterentwickelt. In manchen Bereichen geht es sogar absichtlich rückwärts (OSR), in anderen biegt es völlig ab (Abenteuerspiele wie John Sinclair und Erzählspiele allgemein).
    Einzelne Systeme entwickeln sich mit ihrer alternden Kundschaft weiter (gerade das sieht man mAn an DSA und dem Beispiel der Beschreibungsdichte), anstatt qualitative Sprünge zu machen, mit denen man auch wieder Neuspieler vernünftig anfixen kann. Es gilt einen Kompromiss zu finden zwischen Einfachheit, Tiefgang und regelmäßigem Nachschub an interessanten Publikationen. Das gelingt in meinen Augen kaum jemandem, weswegen die meisten Systeme halt von Stammspielern, Sammlern und Alleskäufern leben (müssen). Das ist wahrscheinlich auch ein Grund für den Druck zu genereller Farbigkeit, schickerem Layout und so weiter.
    Aber das führt wahrscheinlich auf eine andere Baustelle, wo wir Außenstehende ohne Kenntnis von umfassenderen Verkaufsstatistiken nur spekulieren können.

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  5. Damit hast du natürlich recht, Jan, aber mir taugt der Roman-Begriff hier einfach nicht. Denn das Problem ist nun mal bei Abenteuern, Regelwerken und RSHs jeweils ein anderes. Wenn ich das nochmal kurz explizieren darf:

    Das Roman-Problem kommt in erster Linie bei gerailroadeten Abenteuern vor. Blieb ich in letzter Zeit davon im Wesentlichen verschont. Ist zurecht kritisierbar, manchmal Extrem (ich glaube in „Über den Greifenpass“, bin mir aber nicht mehr ganz sicher) stand in der Einleitung die Passage „Wie es dann weitergeht, wollen wir ihnen, lieber Meister, noch nicht verraten, um ihnen nicht die Spannung beim erstmaligen Lesen zu nehmen“ oder so. Da trifft die Möwen-Kritik ins Schwarze – nur ist das ein Einzelfall und viele, viele Jahre alt (UdG war von ’97). Die meisten neueren Abenteuer sind anders, einige davon (z.B. „Bahamuths Ruf“) laut kompetenten Leuten wirklich gut auch in Bezug auf Handlungsfreiheiten und so.

    Bei den Regelwerken ist das Problem weniger die Form (zwar auch, Übersichtlichkeit und so) als der Inhalt an sich mit seinem zu hohen Detailgrad, den unnötigen Ausnahmen, dem fragwürdigen Balancing und so weiter. Aber nicht, dass Regelwerke wie Romane geschrieben worden wären, im Gegenteil – Anekdote: die 4.0 Elementarbeschwörungsregeln beinhalteten fiese Dinge, mit Logarithmen und so. Das wurde für 4.1 rausgeschmissen – der Autor, ein Mathematiker wimre, sagte in einem Interview mal, er habe sich beim Schreiben der Regeln nicht gedacht, dass das jemand überfordern könnte. War offensichtlich so, die Nichtnutzbarkeit am Spieltisch kam aber sicher nicht aus der blumigen Beschreibung dieser Regeln.

    Und bei den Regionalspielhilfen sollte man beachten, dass die seit der 4. Edition ein ganz neues Format haben, an dem bei den ersten Erscheinungen wohl zu wenig Kritik geübt wurde. Ja, es ist so, dass sich manche RSHs wie Reiseführer lesen – aber meistens in den Parts, die ohnehin überflüssige Informationen (etwa Beschreibungen aller namentlich auf der Karte erwähnten Dörfer) enthalten. Das Problem der RSHs ist weniger der Schreibstil als der Inhaltsfokus – in den Folgen 14 und 27 von Sphärengeflüster sind wir darauf ausführlich eingegangen. Das Problem ist nicht, *wie* ein Dorf beschrieben wird, sondern *dass* fünfzehn verschiedene Dörfer auf fünf Seiten ohne wirklich brauchbare Spielinformationen dargestellt werden, anstatt einer Vignettenliste, einer Zufallstabelle und einem gut ausgearbeiteten Beispielsdorf.
    Aber, und das muss man auch wieder dazusagen, auch die RSHs unterscheiden sich hier durchaus in ihrem Spielnutzen. Hängt halt auch viel von den Autoren ab.

    Langer Rede kurzer Sinn: man kann DSA-Bücher vielfach zurecht kritisieren. Aber man kann sie nicht alle über einen Kamm scheren, und auch nicht ernsthaft behaupten, dass „die Romanform“ das einheitliche oder größte Problem wäre.

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  6. Sicher sollte man das ansprechen. Allerdings ist da „Ulisses per se“ wahrscheinlich der ungeeignetere Adressat als die DSA-Autoren allgemein. Da ist jeder einzelne in der Verantwortung, Ulisses kann da wohl Wünsche äußern aber letztlich ja nichts anderes veröffentlichen, als was die Autoren ihnen schicken. Und wenn der Großteil der Autoren mit der aktuellen Schreibweise kein Problem hat, kann man da wohl wenig machen.
    Regeln an sind wieder eine eigene Baustelle, da hast du recht, aber das Hauptproblem hier ist – mAn zumindest – eben nicht, wie die Möwe rantet, die Schreibe.

    Und DSA5 mit Spielerinput… ja. Schon. Ganz offensichtlich sind sie damit stark überfordert. Wie auch nicht, bei der „binge-communication“ im Forum und den vermutlich buchstäblich tausenden von Vorschlägen, Mails und Wünschen, die sicher bei ihnen inzwischen eingetrudelt sind. Das ist schlicht W6 Nummern zu groß für die paar Redakteure. Aber das Kind ist wohl in den Brunnen gefallen und sie müssen zusehen, dass sie das Beste draus machen.

    Bei Splittermond funktioniert die Sache deutlich besser, der Betatest hat hier sehr gut geklappt. Die sind sowohl besser organisiert wie vor allem auch offen und sehr kommunikativ. Haben’s aber natürlich auch leichter, weil viel weniger (aber immer noch viele) Leute Rückmeldungen geben, und sie eben schon den Betatest anstatt einer Wunschsammelaktion machen. Kann sich aber sicher jeder eine Scheibe davon abschneiden.

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  7. Am D&D-Next-Test wurde aber auch reichlich rumgekrittelt, wimre, oder? Habe das aber nicht genauer verfolgt. Zudem steht hinter WotC vermutlich das Xfache an Man- und Moneypower als hinter Ulisses.

    @ Möwe: Naja, ich würde mal sagen, „Vorgaben“ kann „Ulisses“ in erster Linie den Redakteuren machen. Allerdings hat da „Ulisses“ nix von, denn die Redakteure sind inhaltlich für DSA verantwortlich, und nicht Markus Plötz. Für den Verlag zählen die Verkaufszahlen, weniger der Inhalt.
    Soweit ich weiß, gibt es aber praktisch keine „Auftragsarbeiten“ für externe Autoren – es ist nicht so, dass Alex Spohr eine Mail an Hadmar von Wieser schreibt und ihm für einen Koffer voll Geld anbietet, Tharun neu aufzulegen. Meistens ist es wohl eher so, dass aus der großen Autorenschaft Leute Exposés einreichen, was sie gern machen würden („Die Reisende Kaiserin“ anyone?), und „Ulisses“ in Form der Redaktion unter Rücksprache mit ihrem Brötchengeber dann Vorgaben macht in Form von „ok, das sollte bis Termin X fertig sein, es darf höchsten X Seiten haben, und du bekommst dafür so und so viele Illustrationen“. Dann schreibt der Autor (bzw. das -konglomerat), gibt seinen Text an die Redaktion, die segnen das ab, lassen die Illustrationen machen, und dann kommt eben ein paar Monate später ein neues Buch raus.

    Das Problem ist, dass kein DSA-Autor von seinen Werken auch nur ansatzweise leben kann. Nicht mal schlecht, sondern gar nicht. Die einzigen, die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten, sind die festangestellten Redakteure, und die haben mit der Koordinationsarbeit und „Chefsachen“ wie DSA 5 alle Hände voll zu tun, so dass sie selber wahrscheinlich nur sehr eingeschränkt, wenn überhaupt, Texte schreiben können – höchstens mal aushilfsweise, wenn einzelne Passagen revidiert werden müssen.

    Im Grunde aber ist der bei weitem überwiegende Teil der Textproduktion von DSA 5 das Werk von engagierten Hobbyisten, von „Fans“ im weiteren Sinne, und nicht von „professionellen DSA-Autoren“. Die machen das in ihrer Freizeit und für eine Aufwandsentschädigung, die in keinem Verhältnis zum Aufwand steht.
    Und daran liegt vielleicht auch ein Teil des Problems – da die Autoren ihre Arbeit primär aus ihrer eigenen Begeisterung für DSA speisen, und nicht aus Lohnzetteln, kann der Verlag auch nicht allzuviele Vorgaben machen – er hat schlicht kein Druckmittel außer „du schreibst ab jetzt nichts mehr für uns“. Allerdings ist der Verlag wirtschaftlich auf einen hohen Produktoutput angewiesen.
    Dass auch die Festangestellten aber nicht per se „bessere“ Arbeit machen als die freischaffenden Autoren, sieht man z.B. an den „Elementaren Gewalten“.
    Aber so etwas wie wirklich tiefgängige interne Qualitätskontrollen in Form von Regel- und Hintergrundtreue, Sinnhaftigkeit etc. kann Ulisses schon aus Gründen der Manpower offensichtlich gar nicht bereitstellen, und auch am Korrektorat wird ja anscheinend nicht selten gespart.

    Aber noch zur Klarstellung: Ich glaube, wenn Ulisses könnte, würde es sicher gern ein Dutzend feste DSA-Autoren einstellen. Nur sieht die Realität nun mal eher so aus, dass der Verlag sich gerade mal eine Handvoll DSA-Redakteure leisten kann, und für seinen Umsatz auf die primär ehrenamtliche und ruhmbezahlte Tätigkeit freischaffender Autoren angewiesen ist – die ihrerseits aber kaum finanziellen, sondern primär ideellen Nutzen aus ihrer Tätigkeit ziehen. Diese Leute darf man nicht vergrätzen, sonst gräbt man sich selbst das Wasser ab, das die Mühle am Laufen hält.
    Und tatsächlich kann das Autorenhandwerk verdammt harte Arbeit sein; wenn Ulisses also neben der kaum vorhandenen Bezahlung auch noch mit einer „seid doch froh, dass ihr überhaupt für uns schreiben dürft!“-Attitüde daherkäme, säßen sie wahrscheinlich in kürzester Zeit ohne Textproduzenten da.
    Es ist ja auch nicht so, dass nicht in den letzten Jahren viele gute Autoren DSA ohnehin schon den Rücken gekehrt hätten…

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  8. Ich bezweifle, dass das Gros der englischsprachigen Autoren – von W6 gehypeden Promis mal abgesehen, und die machen das sicher auch eher auf Selbstständigenbasis – wesentlich besser dran ist, aber da kenne ich mich nicht aus.

    Die andere Frage ist, ob Rollenspiel überhaupt anders sinnvoll funktionieren kann. Gute Rollenspielbücher brauchen (neben handwerklichem Können) halt auch Kreativität und Engagement der Autoren, und die ist bekanntermaßen bei einer freiwilligen, selbstgewählten Tätigkeit höher als bei einer solchen, die man nur zum Broterwerb bestreitet.
    P&P ist nun mal keine Veranstaltung wie Klamottennähen, oder, um näher am Thema zu bleiben, auch etwas anderes als ein PC-Spiel. Rollenspielbücher sind viel weniger Konsum- als Gebrauchsprodukte, eher Werkzeug als Material.
    Und damit schließt sich schön der Kreis zum Ausganspost dieser Diskussion. 🙂

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  9. @ Andreas: „Am D&D-Next-Test wurde aber auch reichlich rumgekrittelt, wimre, oder?“

    In der Tat.

    Die schubweise veröffentlichten Versionen unterschieden sich wohl teilweise sehr, was WotC d etwas Häme eingebracht hat: „Die eiern so rum, die wissen nicht, was sie wollen.“

    Auch klafften Anspruch („wir bringen D&D zurück zu den Wurzeln“, „wir schaffen die Rosetta-Edition aller D&D-Editionen“) und Wirklichkeit auseinander. Sie haben zwar haufenweise OSR-„Größen“ als Berater engagiert (die auch eifrig mit ihrem Status hausieren gingen und die Old-Schooler dazu gebracht haben, Next nicht VÖLLIG zu ignorieren), aber es sollen immer noch zu viele 3e-ismen und 4e-ismen in Next sein, um wirklich old schoolig zu sein.

    Dennoch hat WotC nach einem anfänglichen Shit…lüftchen (ein …storm war’s nicht) die Kurve relativ gut gekriegt und im Moment scheint die überwiegende Haltung „Abwarten und Tee trinken“ zu sein, was in der heutigen Zeit (4e, nWoD) schon viel wert ist.
    Lediglich die 4e-Fans schreien Zeter und Mordio, denn sie werden die großen Verlierer sein. WotC lässt sie fallen, wie sie zuvor die 3e-Fans in die Fänge von Paizo/Pathfinder getrieben haben (und jetzt mit Next wieder zurückzuholen wünschen).

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  10. Wundert dich das? Bei dem personellen Hin und Her bei Ulisses MUSS DSA 5 doch leiden. Wenn Köpfe und Aktive von augenscheinlich einem Moment auf den anderen ausgetauscht werden, geht es doch kaum ohne eine Orientierungsphase und ggf. Neufokussierung.

    Daneben lese ich die Umfragen auf „Die Regelwerkstatt“ mit großem Interesse (gewährt sie mir doch einen kleinen Einblick in die aventurische Seele).

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  11. @ Möwe: zu dem Thema gibt’s oder gabs auch eine große Tanelorn-Diskussion, habe ich grade gesehen. Du hast natürlich recht mit der „angemessenen Bezahlung“, allerdings ist mir das zu schwammig, da hier „Angebot und Nachfrage“ überhaupt nicht vorkommt. Sprich: was heißt „dauernd machen“? Heißt das, jeden Monat eine Spielhilfe mit 128 Seiten herstellen? Heißt das, alle zwei Monate ein 48-Seiten-Abenteuer herstellen? Oder heißt das, einmal im Jahr einen großen Quellenband mit 200 Seiten zu „liefern“?
    Die Frage ist doch: würde der durchschnittliche Kunde von System X im Schnitt jeden Monat ein Abenteuer, alle drei Monate eine Spielhilfe und zweimal im Jahr ein dickes Quellen- oder Regelbuch kaufen und würde er damit seinen Bedarf ideal befriedigt sehen? Und macht er das konsequent über mehrere Editionen hinweg, wenn nach W6+4 Jahren eine Edition ausgemolken ist und die alten Themen wieder umgeschrieben und neu aufgelegt werden müssen, um den kontinuierlichen Verkauf fortzuführen (was ja eine verlagstechnische Notwendigkeit ist)?
    Ich sehe hier tatsächlich ein strukturelles Problem, das sowohl durch die Kleinheit des Marktes wie auch der an sich niedrigen Nachfrage auch innerhalb der Kundschaft bedingt ist – mal im Ernst, die wenigsten Rollenspieler kaufen sich alle Regelwerke (meist nur einen Bruchteil, wenn überhaupt!), Abenteuer braucht man nur einmal pro Gruppe (!), und die rein spielrelevanten Dinge eines Systems sind nun mal auch mit relativ wenigen Publikationen abgegrast. Ich könnte DSA 4 mit allem notwendigen Drum und Dran wahrscheinlich mit 5 Büchern spielen: Wege der Helden, Wege der Zauberei, Wege des Schwerts, Liber Cantiones und der Geographia Aventurica. Alles andere ist im Endeffekt Luxus, den man nur selten oder für Spezialistencharaktere braucht. Die Werte in der Zoo-Botanica sind ohnehin weitgehend… „unpassend“, die Regionalspielhilfen machen fast genausoviele Probleme, wie sie Inspirationen liefern, und die ganzen Zusatzbände á la Katakomben und Kavernen, Wege des Entdeckers undsoweiter sind nett, aber nicht notwendig.
    Diese fünf genannten Bücher (vielleicht abzüglich der beiden Zauberbücher, wenn man keinen Zauberer spielt) sind vermutlich der „Grundstock“, den jeder DSA-Spieler irgendwann hat. Rechnen wir mit einem durchschnittlichen Preis von 40 Euro pro Buch (falls sich doch nich jemand ein sechstes dazukauft), kostet das volle relevante Spielpotential also 200 Euro, mit denen man die durchschnittlich zehn Lebensjahre einer Edition durchstehen kann. Macht 20 Euro im Jahr. Selbst, wenn wir von 5000 solcher Käufer ausgehen (was wahrscheinlich sehr optimistisch ist), hat damit der Verlag einen Betrag von 100.000 Euro zur Verfügung, von denen wahrscheinlich (geschätzt, ich kenn‘ mich da noch nicht aus) etwa 2/3 an Herstellungskosten, Marketing, Vertrieb, Illustrationen und entsprechenden Leuten etc. draufgeht. Sagen wir, dem Verlag bleiben theoretisch 35.000 Euro pro Jahr über, mit denen er seine Textproduzenten bezahlen kann – wieviele professionelle Vollzeitautoren ergibt das? Höchstens einen, und der verdient weniger als der bundesdeutsche Durchschnitt. Und wenn der’s schafft, allein (!) alle zwei Jahre ein Buch wie die Wege der Zauberei rauszubringen, muss er schon ganz schön was auf dem Kasten haben. Aber alle 2 Jahre ein Buch ist für ein lebendiges Rollenspiel zu wenig.

    Viel Umsatz kann man nur durch regelmäßigen Output bringen, aber der muss eben auch gekauft werden – und gerade beim Rollenspiel ist das Problem doch, dass die wirklich guten Bücher oft auf Jahre weitere Käufe unnötig machen. Seien das schöne, dicke Kampagnen, die einen über 100 Spieltermine beschäftigen (während derer man keine anderen Abenteuer kaufen braucht), oder Regelwerke, die so gut sind, dass sie die 10-Jahres-Marke überstehen und keine Ergänzungsbände notwendig machen.
    Sprich: je besseres Spielmaterial ein RP-Buch liefert, desto mehr befähigt es die Käufer, damit langfristig Spaß zu haben und macht damit weitere Produkte unnötiger. In allen Bereichen (Regeln, Zusatzbände, Abenteuer) ergibt sich relativ schnell eine Sättigung des „wirklichen“ Bedarfs des Rollenspielers – und das ist der Zeitpunkt, an dem ein Verlag auch aus wirtschaftlicher Sicht besser Bücher produzieren sollte, die in erster Linie Lesespaß als Spielnutzen bringen.
    Das ist in meinen Augen schlicht ein Systemfehler dieses ganzen kommerziellen Rollenspielsektors.

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  12. Andreas schrieb: „Das ist in meinen Augen schlicht ein Systemfehler dieses ganzen kommerziellen Rollenspielsektors.“

    In diese Kerbe hat schon Gary Gygax selbst geschlagen:
    „The secret we should never let the gamemasters know is that they don’t need any rules.“

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  13. @ Möwe: Auch eine verlagsnahe Gerüchteküche kocht nach wie vor nur Gerüchte. Die einzige Aussage, die in den letzten Jahren über DSA-Auflagen bekannt wurde, stammte wenn ich mich recht erinnere von Werner Fuchs, der in einem Con-Interview (ich weiß leider nicht mehr wo, hab’s irgendwann mal auf youtube gesehen), basierend auf seiner eigenen Erfahrung mit DSA zu SchmidtSpiele-Zeiten über die „bestimmt“ 5-6stelligen Auflagen des DSA heute *spekulierte*. Und dem wurde sehr heftig widersprochen.

    Die meisten aktuelleren Schätzungen, die ich kenne, gehen davon aus, dass eine Auflage von 1.000 Stück für ein DSA-Abenteuer bereits außergewöhnlich (!) hoch ist. Dementsprechend kann man davon ausgehen, dass Regelwerke wahrscheinlich Auflagen von 5.000 bis 10.000 Stück haben. DSA-Spieler gibt’s sicher noch einige mehr, aber wer nichts kauft, hilft halt auch dem Verlag nichts.
    Ich kenne einen aktuellen Autor (v.a. für den Boten, aber auch für den noch-zu-erscheinenden Tempelband), und was der für seine Texte bekommt ist, naja, sagen wir mal freundlich „nicht der Rede wert“, auf jeden Fall in keinem Verhältnis zum Aufwand, den man bei der Erstellung eines guten Textes hat. Aber da alle Verlage so ein großes Geheimnis um ihre Verkaufszahlen machen, können wir hier nur spekulieren. Nur eine mittlere fünfstellige Auflage von DSA-Büchern halte ich für wirlich weltfremd-optimistisch.

    Aber ja, willkommen in der Realität. Verlage sind dazu da, Infrastruktur bereitzustellen, damit Texte von Hobbyisten Hochglanzcover und Farbillustrationen bekommen. Das hast du sehr treffend auf den Punkt gebracht. Genug Fanprodukte können inhaltlich mehr als mit manchem offiziellen Produkt konkurrieren. Viele RP-Verlage verkaufen ja auch noch andere Dinge als W3 Rollenspiellinien, wahrscheinlich auch um Ausfälle dort zu querfinanzieren. Die meisten davon sind wahrscheinlich selbst eher engagierte Hobbyisten als Kapitalisten. Im „Markt“ steckt zu wenig Geld, als dass damit jemand reich werden könnte.
    Ich glaube, es war in einem Workshop von Thomas Römer oder Florian Don-Schauen, wo gesagt wurde, dass die einzigen, die heutzutage von P&P-Produkten leben können, Illustratoren, Layouter/Setzer und Verlagsbesitzer sind – aber sicher nicht Autoren.
    Das ist traurig, aber wahr, und hat auch mit dem Konsumverhalten der Rollenspieler zu tun. Wenn nicht die Mehrheit bereit ist, 60 bis 80 Euro für ein Regelwerk hinzulegen, und/oder wenn schicke Aufmachung und bunte Bilder wichtiger sind als der schriftliche Inhalt, dann führt das da hin, wo wir heute vielleicht schon sind.

    @ Gary Gygax: Ich kannte ihn ja nicht persönlich, aber ich nehme an, er war sich über die inhaltliche Qualität der D&D-Regeln im Klaren. ;D (scnr)

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  14. […] Jetzt wirst du aber albern. Die Leute, die da Abenteuer schreiben, machen das gerne und ich denke, es werden einige davon gespielt oder dienen als Inspiration. Man kann ja nicht immer auf einen Verlag warten, der das eigene Abenteuer veröffentlicht, bevor man eins schreibt. Und hast du nicht kürzlich so massiv über die Verlage gelästert? […]

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