Dieser Beitrag ist Teil des von harnmaster.de organisierten Karnevals der Rollenspielblogs im August zum Thema „Hitzwelle“. Ihr findet die Diskussion dazu hier und den Startartikel hier.
„Irgendwo in diesem Tal sollte das Dorf eigentlich sein,“ sagte Horgir. Ich spähte in die Dunkelheit, konnte aber beim besten Willen nichts erkennen. „Solange wir dem Weg folgen, werden wir es ja wohl finden.“ „Wenn es hier irgendwo ist, sollten wir doch Licht sehen,“ brummte mein Begleiter. Wir ritten ein Weilchen schweigend nebeneinander her. Plötzlich hörte ich, wie sich schnelle Schritte von uns entfernten. „Hörst Du das,“ flüsterte ich. Horgir war sofort hellwach und ich öffnete die Blende der Laterne soweit es ging. Wir sahen nur wenige Schritte vor uns die ersten Häuser eines Dorfes. Erstaunt sahen wir uns an. „Da ist es doch,“ meinte der Zwerg, „aber haben die vergessen, wie man Kerzen anzündet?“
„Keine Ahnung, lass uns mal gucken, ob wir hier jemanden finden.“
Wir ritten etwas weiter in das Dorf hinein, als ein paar unfreundlich aussehende Gestalten aus dem Dunkel auf uns zutraten. „Vorne Brandwunde im Gesicht, unbewaffnet. Dahinter drei kräftige Kerle mit Mistgabel, Knüppel und Kriegssense, vermutlich Bauern,“ katalogisierte Horgir leise vor sich hin und legte die Hand auf den Sattel, neben seine Axt. „Ihr da,“ rief der Anführer der Vier, „macht sofort die Laterne aus!“
„Warum das denn? Es ist finstere Nacht.“
„Egal, mach sie aus!“
„Das geht nicht, das ist eine magische Laterne, die kann man nicht ausmachen.“ Ich blies zur Demonstration auf die Flamme, die natürlich anblieb und machte dann als Zeichen meines guten Willens die Blende etwas herunter.
„Dann haut ab!“
„Was? Wir haben doch nichts Unrechtes getan.“
„Das ist mir egal. Verschwindet! Oder müssen wir Euch Beine machen?“ Seine drei Begleiter traten drohend einen Schritt vor.
„Komm,“ brummt Horgir, „bei solchen Gestalten können wir heute Nacht eh kein Auge zu machen.“
Ich warf noch einen letzten misstrauischen Blick auf die Bande und dann wendeten wir die Pferde und ritten aus dem Dorf. Wir ritten einen Bogen um die Häuser herum über die Felder und fanden schließlich im Laternenlicht ein kleines Wäldchen, in dem wir unser Lager aufschlugen. Ich hatte die erste Wache. Wir hatten ein kleineres Feuer gemacht als üblich, falls diese üblen Dorfbewohner uns suchen sollten, um uns auch von hier zu vertreiben. Schweigend aßen wir unser Abendessen. Horgir legte sich gleich unter seine Decke und fing schnell an zu schnarchen. Auch ich war nach dem lagen Tag im Sattel hundemüde und starrte ins Dunkel.
Es war ruhig und auch nur wenige Tiere zu hören. Nur das Feuer knisterte. Mir erschien, als ob es lauter knisterte als sonst, aber das war sicher nur Einbildung. Ich schaute auf die Flammen und erstarrte. Für einen Moment war mir, als hätte ich ein Gesicht gesehen. Jetzt sah aber alles wieder wie ein normales Feuer aus. Ich wollte gerade einen Scheit aus dem Feuer ziehen, denn es erschien mir noch etwas zu groß, als auf einmal einen Flamme aus dem Feuer herausschoss, mitten in mein Gesicht. Ich schrie auf, hustet und versuchte auf die Beine zu kommen. Ich hörte Horgir aufschrecken, „Kommen sie uns als doch besu… Was machst Du da?“ Ich war aufgestanden und hielt mir das Gesicht. Es tat höllisch weh, ich musste üble Verbrennungen haben. Dann hörte ich Horgir aufschreiben und fühlte eine erneute Hitzewelle über mich hinweg schießen. Wieder ein Flammenstrahl! „Was ist das,“ rief ich. Ich schrie, doch ich bekam kaum noch Luft. Was war so heiß. In meinem Kopf tanzte das verbrannte Gesicht des Anführers der Dörfler umher und verspottete unsere Dummheit, doch es war zu spät. Überall an meinem Körper schmerzte es, wahrscheinlich brannte sogar meine Kleidung, doch mir wurde bereits schwindelig und ich sank betäubt zu Boden. Horgir sollte ich erst im Angesicht der Götter wiedersehen. Mögen sie uns gnädig sein.
Am nächsten Morgen, das Lagerfeuer war lange herunter gebrannt, sah man eine kleine Gruppe Bauern zum Dickicht gehen und zwei Gräber für zwei völlig verkohle menschliche Leichen ausheben. Die verbrannten Pferde ließen sie für die Tiere liegen. Die magische Laterne verschwand mit einer Leiche unter der Erde. Einer der Bauern schüttelte den Kopf, als er noch einmal zurück blickte.
Die Hitzewelle
Ein ganzer Landstrich wird von einem gleichsam merkwürdigen wie auch gefährlichen Phänomen heimgesucht. Jedes Feuer wird des Nachts zu einer tödlichen Falle. Sobald man ihm zu nahe kommt, schießen Flammen hervor und verbrennen alle umstehenden und zünden Gebäude an. Noch weiß niemand, woher es kommt, doch die Bewohner haben nachts panische Angst vor Feuern. Niemand beleuchtet nachts sein Haus, nicht einmal der Nachtwächter trägt eine Laterne.
Hinter den „lebendigen Feuern“, wie die Bewohner sie nennen, steckt ein mächtiges Feuerelementar, dass mit Hilfe eines Magiers die Feuerebene Stück für Stück näher an die Ebene der Menschen holt. Jede Nacht vollführen sie ein gemeinsames Ritual auf beiden Ebene und während des Rituals sind sich diese besonders nahe und das ewige Feuer kann hinüber springen, wenn es denn auf der Gegenseite ein anderes Feuer findet. Je öfter sie dieses Ritual durchführen können, umso stärker kann das Feuer hinüber kommen bis es eines Tages auch tagsüber springen kann. Dann ist es nicht mehr lange und beide Ebenen überlappen sich. Horden von Feuerwesen werden die Ebene der Menschen bedrohen und ganze Landstriche zu Asche verwandeln.
Ziemlich coole Idee. Werde ich vielleicht klauen, wenn wir mal wieder klassische Fantasy spielen. 🙂
LikeLike
Herzlich gerne, dafür ist sie da 🙂
LikeLike
[…] bringt – ganz ohne Möwe! – einen möglichen Abenteueraufhänger unter dem Titel “Ich brenne!“, und die Teilzeithelden machen mit ihrem OneSheet “Die Prometheaner” zuletzt […]
LikeLike